Tierschutzpartei: Hat die Partei Mensch Umwelt Tierschutz eine Chance bei der Bundestagswahl?

Wie kaum eine andere Partei steht die Tierschutzpartei für Tierrechte und Tierschutz. Doch wer für die Tierschutzpartei stimmt, könnte ungeahnt der AfD (Alternative für Deutschland)  und der CDU/CSU einen Gefallen tun. Wenn am 23. Februar der Bundestag gewählt wird, wird die Kleinstpartei aktuellen Umfragen zufolge an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern.[1] Stimmen für sie verfallen. Die Folge: Die AfD bekommt automatisch mehr Sitze im Bundestag. Und auch der CDU/CSU kommt das zugute – auch sie bekäme mehr Abgeordnete und kann ihr konservatives Parteiprogramm besser gegen progressive Koalitionspartner durchsetzen. Auf dieser Seite erfährst Du:

675

Tausend Stimmen

bekam die Partei Mensch Umwelt Tierschutz bei der letzten Bundestagswahl.[2]

2

Millionen Stimmen

bräuchte die Partei Mensch Umwelt Tierschutz mindestens, um in den Bundestag zu kommen.

5

Prozent

der Stimmen muss eine Partei bei einer Bundestagswahl erhalten, um ins Parlament einziehen zu können.

Diese Infos über die Tierschutzpartei solltest Du kennen

Was ist die Tierschutzpartei für eine Partei?

Die Partei Mensch Umwelt Tierschutz wurde 1993 in Bonn gegründet und hat mittlerweile rund 2.400 Mitglieder.[3] Sie setzt sich laut ihres Grundsatzprogramms für Tierrechte im Grundgesetz sowie für das Verbot von Tierversuchen, Jagd und Massentierhaltung ein.[4] In ihrem Wahlprogramm erklärt die Partei außerdem, dass sie für die Gesellschaft und besonders für benachteiligte Menschen eintritt und Maßnahmen gegen Kinderarmut, niedrige Renten und die Welthungerkrise unterstützt. Bei der Bundestagswahl 2025 tritt die Tierschutzpartei in 11 Bundesländern an.[5]

Tierschutzpartei: Ihre Chancen bei der Bundestagswahl 2025

Die Partei Mensch Umwelt Tierschutz tritt seit 1994 regelmäßig bei Wahlen in Deutschland an. Dabei erzielte sie nie höhere Wahlergebnisse als 1,5 Prozent der Wählerstimmen. Die Tierschutzpartei müsste ihr bisher bestes Ergebnis mehr als verdreifachen, um es diesmal in den Bundestag zu schaffen. Dass ihr das gelingt, deutet sich in keiner Umfrage an. 

Die folgende Grafik zeigt die Wahlergebnisse der Tierschutzpartei bei der Bundestagswahl 2021 und der Europawahl 2024.

Alt-Text: Die Grafik zeigt die Wahlergebnisse der Tierschutzpartei bei der Bundestagswahl 2021 und der Europawahl 2024.

Ins Parlament dürfen nur diejenigen Parteien einziehen, die mindestens 5 Prozent der Wählerstimmen erhalten. Das liegt an der sogenannten Fünf-Prozent-Hürde. In keiner aktuellen Umfrage werden Prognosen für die Tierschutzpartei angegeben, die Werte sind zu niedrig.[6] Zudem tritt die Tierschutzpartei in diesem Jahr in fünf Bundesländern gar nicht an. Dort hatte sie nicht ausreichend Unterstützungsunterschriften gesammelt, die für die Zulassung zur Wahl erforderlich waren. In Brandenburg, Bremen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen wird die Partei nicht auf dem Wahlzettel stehen [5] und deshalb bundesweit noch weniger Stimmen bekommen.

Die folgende Grafik zeigt, in welchen Bundesländern die Tierschutzpartei bei der Bundestagswahl 2025 nicht antreten kann.

Die Grafik zeigt, in welchen Bundesländern die Tierschutzpartei bei der Bundestagswahl 2025 nicht antreten kann

So hat die Tierschutzpartei bei den letzten Wahlen in Deutschland abgeschnitten

Bei der Bundestagswahl 2017 landete die Tierschutzpartei bei 0,8 Prozent, 2021 bekam sie 1,5 Prozent [7] – zu wenig für einen Einzug in den Bundestag. Bei den drei letzten Europawahlen erreichte die Tierschutzpartei jeweils zwischen 1,2 und 1,4 Prozent.[8] Anders als bei der Bundestagswahl gilt bei der Europawahl die Fünf-Prozent-Hürde nicht. Deshalb ist die Tierschutzpartei auch mit diesem Ergebnis seit 2014 mit einem Abgeordneten im Europaparlament vertreten – aktuell mit Sebastian Everding.[9] Auf lokaler Ebene sitzt die Tierschutzpartei in einzelnen Kommunalparlamenten, zum Beispiel in Dortmund oder Heppenheim.[10,11]

Risiken einer Stimme für die Tierschutzpartei für Deine Themen

Jede Stimme für progressive Parteien, die eine echte Chance haben, über die Fünf-Prozent-Hürde zu kommen, ist bei der Bundestagswahl 2025 besonders wichtig. Denn Konservative und Rechtsextreme befinden sich aktuell in einem Höhenflug. Die AfD könnte ihr bisher höchstes Ergebnis bei einer bundesweiten Wahl einfahren. Die CDU/CSU hat gute Chancen, den nächsten Bundeskanzler zu stellen. Je schwächer ihre mutmaßlichen Koalitionspartner wie SPD oder Grüne sind, desto besser kann die Union ihre rückschrittlichen Positionen durchsetzen. Das würde fortschrittliche Anliegen wie den Schutz der Umwelt, von Tieren oder wirksame Maßnahmen gegen Armut erschweren.

So profitiert die AfD von Stimmen für die Tierschutzpartei

Über 20 Prozent der Wählerstimmen könnte die AfD bei der Bundestagswahl 2025 bekommen – das lassen aktuelle Umfragen befürchten. Zum ersten Mal könnte die rechtsextreme Partei nach der Bundestagswahl mit über 100 Abgeordneten im Bundestag sitzen. Ihnen würde nicht nur erheblich mehr Redezeit für ihre demokratiefeindliche Hetze zustehen, sondern auch viele Millionen Euro aus der staatlichen Parteienfinanzierung. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat die AfD bundesweit als rechtsextremen Verdachtsfall eingestuft. Es liegen Anhaltspunkte vor, dass die Partei eine Gefahr für das Grundgesetz und unsere Demokratie ist.

Noch ist nicht sicher, wie das Wahlergebnis der AfD ausfallen wird – das entscheidet sich am 23. Februar. Auf den ersten Blick wirkt es widersprüchlich, aber der AfD könnten Stimmen für die Tierschutzpartei nützen: Bei der Sitzverteilung im Bundestag zählen nur diejenigen Parteien, die es über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen. Hier profitiert die AfD, wenn viele Stimmen auf Kleinstparteien wie die Tierschutzpartei fallen, die nicht in den Bundestag kommen: Die 630 Sitze verteilen sich dann nämlich auf weniger Parteien. Je mehr Stimmen auf diese Weise verloren gehen, desto mehr Abgeordnete gewinnt die AfD hinzu. 

Eine Stimme für die Tierschutzpartei ist damit eine vertane Chance, AfD-Abgeordnete im Bundestag zu verhindern

Auch die Union profitiert von Stimmen für die Tierschutzpartei

CDU und CSU liegen in Umfragen bei etwa 30 Prozent.[1] Die Union plant, gesellschaftliche Fortschritte der letzten Jahre rückgängig zu machen – von Windkraft über Bürgergeld bis zur Cannabis-Legalisierung. Besonders in der Asylpolitik nähern sich CDU/CSU im Tonfall und in ihren Positionen der rechtsextremen AfD an. Kanzlerkandidat Merz schließt gemeinsame Mehrheiten mit der AfD nicht mehr aus und nutzt dies gezielt, um demokratische Parteien in die Defensive zu drängen.

Die folgende Grafik zeigt, wie sich aktuelle Umfragewerte in tatsächliche Sitze im Bundestag übersetzen.

Die Grafik zeigt die aktuelle Prognose der Sitzverteilung in Bundestag.
Grafik: Jenny Harbauer, Campact

Um dem massiven Rechtsruck im Bundestag etwas entgegenzusetzen, zählt jede Stimme für eine progressive Partei –  wie SPD, Grüne oder Linkspartei. Je stärker diese Parteien sind, desto schwächer stehen die Rechten da. Eine progressive Partei, die mit der Union koaliert, kann ihre Ziele umso wirkungsvoller durchsetzen, je mehr Abgeordnete sie stellt. Auch in der Opposition gilt: Je stärker die progressiven Kräfte vertreten sind, desto besser können sie die Regierung kontrollieren. Wer hingegen eine Kleinstpartei wie die Tierschutzpartei wählt, verschenkt die Chance, progressive Politik in Deutschland zu stärken.

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Die Tierschutzpartei wählen: Pro und Contra

Die folgende Grafik listet verschiedene Argumente auf, die für oder gegen die Wahl der Tierschutzpartei sprechen.

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Wenn die Lieblingspartei keine realistische Chance hat, in den Bundestag einzuziehen, ist es ratsam, die eigene Wahlentscheidung anhand anderer Kriterien zu treffen und strategisch zu wählen. Denn nur Parteien, die im Parlament vertreten sind, können ihre Positionen dort auch vertreten. Je nach Überzeugung kommen dafür SPD, Grüne oder die Linke in Frage. So hilft man dem Anliegen nach mehr Tierschutz und schwächt AfD und Union.

Kennst Du jemanden, der das wissen sollte?

Viele Menschen sind noch unsicher, welche Partei sie am 23. Februar wählen. Teile diese Informationen jetzt mit Menschen, die ihre Stimme wirksam gegen Rechtsextremismus einsetzen wollen!

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Tierschutzpartei: Das Wichtigste im Überblick

Die Partei Mensch Umwelt Tierschutz, wie sie offiziell heißt, setzt sich für einen besonderen Schutz von Tieren ein: Keine Massentierhaltung, keine Tierversuche, keine Jagd oder Zoos. Sie steht aber auch für den Schutz von Umwelt und Menschenrechten sowie für soziale Gerechtigkeit.

Immer wieder äußern Menschen Kritik an der Tierschutzpartei. So trat die ehemalige Bundesvorsitzende Aída Spiegeler Castaneda 2024 aus der Partei aus und begründete dies damit, dass sich die Partei nicht weiterentwickeln würde. „Mittlerweile glaube ich jedoch nicht, dass wir in Bezug auf Tierrechte, Demokratie oder auch die Klimakrise die Zeit haben, darauf zu warten, dass eine kleine Partei irgendwann mal die Fünf-Prozent-Hürde im Bundestag überspringt“, sagte sie der Berliner Morgenpost.[12] 

2014 verließ bereits ihr erster Europaabgeordneter, Stefan Bernhard Eck, die Tierschutzpartei. Als Grund nannte er, dass sich die Partei damals zu wenig gegen Rechtsextremismus abgegrenzt habe.[13] Die Tierschutzpartei widersprach den Vorwürfen.[14] Im Jahr 2020 trat ein weiterer Europaabgeordneter, Martin Buschmann, aus, nachdem bekannt wurde, dass er zuvor in der NPD aktiv war. Die Tierschutzpartei warf ihm diesbezüglich ein „erschlichenes Mandat” und „schweren Vertrauensbruch“ vor.[15]

Nein, die Tierschutzpartei hat bei dieser Wahl keine realistische Chance, in den Bundestag einzuziehen. Bisher erreichte sie bei bundesweiten Wahlen nie mehr als 1,5 Prozent der Stimmen. Auch aktuelle Umfragen deuten nicht darauf hin, dass sie die Fünf-Prozent-Hürde diesmal überwindet. Wer die Tierschutzpartei wählt, beeinflusst daher voraussichtlich nicht die Sitzverteilung im Bundestag.

Eine Partei braucht mindestens 5 Prozent der Stimmen, um in den Bundestag zu kommen. Die Tierschutzpartei hat seit ihrer Gründung bei bundesweiten Wahlen nie mehr als 1,5 Prozent erreicht. Sie müsste ihr bisher bestes Ergebnis also mehr als verdreifachen, um den Einzug zu schaffen. Doch aktuelle Umfragen lassen nicht erkennen, dass sie diesmal deutlich zulegen wird.

Wer die Tierschutzpartei wählen möchte, sollte wissen, dass sie wahrscheinlich nicht in den Bundestag einzieht. Mehr Einfluss haben Wähler*innen, wenn sie ihre Stimme einer Partei geben, die realistische Chancen hat. Je nach politischer Überzeugung bieten sich dafür vor allem SPD, Grüne und Linkspartei an. Hier vergleicht der Tierschutzbund die Wahlprogramme der Parteien mit Blick auf Tierschutz.

Stimmen für Kleinstparteien wie die Tierschutzpartei, die an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern, verringern nicht die Stärke von Union oder AfD im nächsten Bundestag. Bei der Wahl 2025 könnte die rechtsextreme AfD ihr bisher bestes Ergebnis erzielen. CDU und CSU könnten etwa 30 Prozent erreichen – die Union will politische Fortschritte rückgängig machen und bildet inzwischen sogar Mehrheiten mit der AfD. Um progressive Politik zu stärken, zählt jede Stimme. Wer jedoch eine Kleinstpartei wählt, nutzt seine Stimme nicht optimal, um progressive Themen zu fördern.

Das liegt an der Grundmandatsklausel: Gewinnt eine Partei drei Direktmandate mit Erststimmen, gilt die Fünf-Prozent-Hürde für sie nicht. Sie zieht mit dem Ergebnis ihrer Zweitstimmen in den Bundestag ein, selbst wenn sie weniger als fünf Prozent erreicht. Bei der letzten Bundestagswahl profitierte die Linkspartei von dieser Regelung. Auch diesmal hat sie realistische Chancen auf mindestens drei Direktmandate – in Berlin mit Gregor Gysi, in Erfurt und Weimar mit Bodo Ramelow, in Leipzig mit Sören Pellmann.

Zur Wählerschaft der Tierschutzpartei liegen kaum verlässliche Daten vor. Vermutlich stammen die Wähler*innen aus unterschiedlichen sozialen Schichten.[16] Kleinparteien wie die Tierschutzpartei ziehen aktuell viele Erstwähler*innen an.[17] Die Partei vermutet zudem, dass überdurchschnittlich viele Frauen für sie stimmen, da zwei Drittel ihrer Mitglieder weiblich sind.[18]

Die Tierschutzpartei verortet sich selbst im „Bereich der Mitte-Links-Politik“. Sie fordert nicht nur weitreichende Maßnahmen für mehr Tierschutz, sondern spricht sich auch gegen „Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Ausländerfeindlichkeit“ aus.[18]

Viele progressive Wähler*innen haben im Wahlomat große Übereinstimmungen mit der Tierschutzpartei. Die Partei engagiert sich für Tierschutz, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit. Dennoch wird sie wahrscheinlich nicht im Bundestag vertreten sein. Deshalb fällt es ihr leichter als etablierten Parteien, ambitionierte Versprechen ins Wahlprogramm aufzunehmen. Wenn Dir wichtig ist, dass Deine Anliegen im Bundestag Gehör finden, solltest Du Dir überlegen, eine Partei mit realistischen Chancen auf Einzug ins Parlament zu wählen – etwa SPD, Grüne oder Linke.

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Quellen

[1] https://dawum.de/Bundestag/

[2] https://www.tierschutzpartei.de/auswertung-der-bundestagswahl-2021/ 

[3] https://www.tierschutzpartei.de/partei/die-partei-stellt-sich-vor/ 

[4] https://www.tierschutzpartei.de/partei/grundsatzprogramm/ 

[5] https://www.tierschutzpartei.de/partei/wahl/bundestagswahl-2025/ 

[6] https://dawum.de/Bundestag/ 

[7] https://www.bundeswahlleiterin.de/info/presse/mitteilungen/bundestagswahl-2021/52_21_endgueltiges-ergebnis.html 

[8] https://www.tierschutzpartei.de/partei/parteichronik/wahlergebnisse/ 

[9] https://www.swr.de/swraktuell/radio/tierschutzpartei-will-im-europaparlament-kraeftig-mitmischen-100.html 

[10] https://www.tierschutzpartei.de/politischer-halbjahresbericht-2023-stadtrat-dortmund-teil-1/ 

[11] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/heppenheim_artikel,-heppenheim-partei-mensch-umwelt-tierschutz-politik-_arid,2257986.html 

[12] https://www.morgenpost.de/bezirke/spandau/article242303742/Es-geht-nur-noch-um-Macht-nur-um-Positionen.html

[13] https://www.nd-aktuell.de/artikel/957406.einzelkaempfer.html

[14] https://www.tierschutzpartei.de/austritt-stefan-eck/ 

[15] https://www.tierschutzpartei.de/tierschutzpartei-fordert-buschmann-zum-ruecktritt-auf/ 

[16] https://www.bpb.de/themen/parteien/parteien-in-deutschland/kleinparteien/207268/partei-mensch-umwelt-tierschutz/#node-content-title-1 

[17] https://www.tagesschau.de/europawahl/wahl/junge-waehler-100.html 

[18] https://www.tierschutzpartei.de/partei-mensch-umwelt-tierschutz-im-parteiengefuege/