Berlin: Kein Ausbau der A100!

Clubs, Kultureinrichtungen, sogar Wohnhäuser sollen in Berlin abgerissen werden – für eine Autobahn. Die A100 soll mitten durch die Hauptstadt weitergebaut werden. Mit Verkehrswende hat das nichts zu tun, finden die fast 22.000 Berliner*innen, die unseren Appell unterzeichnet haben. Lies nach, wie wir gegen den Weiterbau der Stadtautobahn protestiert haben.

Foto von einem Stau auf einer Autobahn in beiden Richtungen. FDP will A100 in Berlin bauen, Campact startet einen Appell

Eine Schneise der Verwüstung: Die A100 soll künftig den Osten Berlins vom Treptower Park bis in den Prenzlauer Berg zerschneiden. Ein ganzes Viertel wird Lärm, Abgasen und Stau überlassen. Anwohner*innen, Bürgerinitiativen und die 22.000 Unterzeichner*innen unseres Campact-Appells haben sich lautstark dagegen gewehrt – doch unter dem ehemaligen FDP-Verkehrsminister Volker Wissing gab es keine Chance, den Weiterbau zu verhindern.

22.000 Menschen protestieren mit Campact gegen A100

Dabei war der rot-rot-grüne Senat von 2021–2023 gegen den Weiterbau der A100. Doch für Autobahnen ist der Bund zuständig – und Minister Wissing ignorierte die Wünsche der Berliner*innen und machte sich für den Autobahnausbau stark. Im April 2022 startete Campact darum gemeinsam mit ADFC, Changing Cities und der Bürger*innen-Initiative A100 einen Appell an die Ampel-Regierung. Blitzschnell schlossen sich zahlreiche Menschen aus der Hauptstadt an. Sie wollen keine Betonschneise, die noch mehr Lärm, Abgase und Stau in ihre Stadt bringt, sondern eine klimagerechte Infrastruktur, die auf ÖPNV, Rad- und Fußverkehr setzt. 

Die Unterschriften übergaben wir mit einer bunten Aktion an die damalige Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Ricarda Lang. Und bei einer Protestveranstaltung der Berliner Clubszene unter dem Motto „A100 wegbassen“ im September 2023 haben 20.000 Menschen tanzend gegen den Weiterbau der A100 protestiert.

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Mit den schwarz-roten Regierungen in Berlin und im Bund sinken die Chancen leider weiter, den Ausbau noch verhindern zu können. Den Appell an die Bundesregierung haben wir darum eingestellt – doch der Protest geht weiter! Die Initiativen vor Ort starten immer wieder Aktionen gegen den Ausbau.

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5-Minuten-Info

Das von Volker Wissing (FDP) geführte Bundesverkehrsministerium hat Ende März 2022 überraschend die Planungsleistungen für den 17. Bauabschnitt ausgeschrieben. Das ist der Auftakt für den Weiterbau. Bis 2025 soll zunächst die bisher vorgesehene Linienführung hinsichtlich Umweltaspekten, Verkehrsaufkommen und Lärmbelastung überarbeitet werden. Anschließend könnte die konkrete Bauplanung beginnen – und dann die Arbeiten. Es geht um ein gigantisches Infrastrukturprojekt, bei dem das gesamte Ostkreuz untertunnelt würde.

Ja, aktuell wird der 16. Bauabschnitt der A100 zwischen dem Autobahndreieck Neukölln und dem Treptower Park gebaut. Dieses Teilstück sollte eigentlich bis Ende 2021 fertiggestellt sein und 417 Millionen Euro kosten. Wegen Verzögerungen beim Bau wird mittlerweile damit gerechnet, dass der Bauabschnitt erst Ende 2024 fertig sein wird. Die Kosten dürften sich dann auf über 650 Millionen Euro belaufen. Damit ist die A100 die wohl teuerste Autobahn Deutschlands mit Kosten von fast 200.000 Euro pro Meter.

Der Verkehrssektor stößt jedes Jahr ungefähr 150 Millionen Tonnen CO2 aus und ist damit für 20 Prozent aller CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Wenn wir die Emissionen in diesem Bereich reduzieren wollen, muss der Autoverkehr weniger werden. Der Weiterbau der A100 würde eine völlig verkehrte Infrastruktur für die nächsten Jahrzehnte schaffen und hunderte Millionen Euro verschlingen, die dringend für nachhaltige Mobilität gebraucht werden. Besonders in der Stadt gibt es mit Bussen, Bahnen und dem Fahrrad zahlreiche Alternativen, die dringend ausgebaut werden müssen. Durch gut vernetzte Radwege, breite Fußwege, verkehrsberuhigte Spielstraßen, großzügige Grünflächen und einen leistungsfähigen ÖPNV schaffen wir eine lebenswerte Stadt.

Ursprüngliche Pläne, die A100 mit einem weiteren Bauabschnitt bis zum Prenzlauer Berg zu verlängern, lehnt die rot-rot-grüne Koalition explizit ab. Sie hat sogar im Koalitionsvertrag festgelegt, den Weiterbau während der Legislaturperiode nicht voranzutreiben. Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) zu den Plänen der Bundesregierung: „Es wäre die erste Autobahn, die trotz Bundeszuständigkeit an einer Landesregierung vorbei gebaut wird.“ Sie will den Weiterbau mit aller Kraft verhindern. Der Senat in Berlin sieht dringenden Bedarf beim Ausbau des ÖPNV und dem Neubau alter Autobahnbrücken, aber keine Notwendigkeit für eine weitere Verlängerung der A100.

In den Koalitionsverhandlungen haben sich die Ampel-Parteien im Bund darauf geeinigt, alle großen Infrastrukturmaßnahmen zu überprüfen. Im Koalitionsvertrag heißt es folgerichtig, dass es „eine gemeinsame Abstimmung über die laufenden Projekte“ geben sollte. Grüne und SPD dürfen das Vorpreschen der FDP nicht hinnehmen. Sie müssen darauf pochen, dass Infrastrukturmaßnahmen auf ihre klimaschädlichen Auswirkungen und die Anforderungen für nachhaltige Mobilität überprüft werden.

Wir prüfen gerade im Haus alle Hebel, die es gibt“, Tagesspiegel Online, 31. März 2022 
Jarasch will Weiterbau der A100 verhindern“, Berliner Morgenpost, 31. März 2022 
Bund will Berliner Stadtautobahn A100 weiterbauen“, Zeit Online, 29. März 2022 
Berlin wird wieder geteilt“, Der Spiegel, 29. März 2022 
Immer teurer: Neue Berliner Autobahn kostet nun über 200.000 Euro pro Meter“, Berliner Zeitung, 10. März 2021

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