Agrar Tiere
Erfolg für Campact: Bundesrat will Kastenstände verbieten
Berlin, 2. Juli 2020. Nach jahrelangen Debatten will die Mehrheit der Bundesländer morgen im Bundesrat das Aus für die Kastenstände beschließen. Das Ende für diese Muttersauen-Käfige ist auch ein Erfolg für Campact. Gemeinsam mit über 620.000 Menschen und foodwatch hatte die Bürgerbewegung Druck auf die Grünen gemacht, diese Zwangshaltung endlich zu verbieten. Auf dem Tisch liegt nun ein Kompromiss, der das Einsperren der Sauen in Käfige künftig nur noch zur Besamung zulässt. In der Zeit des Ferkel-Säugens darf das Metallkorsett nur wenige Tage genutzt werden. Allerdings haben die Betriebe zum Umbau der Ställe lange Übergangsfristen von bis zu 17 Jahren.
Endlich Bewegung im Saustall
“Schneller wäre besser gewesen”, sagt Lynn Gogolin-Grünberg von Campact. „Aber es ist ein großer Fortschritt für den Tierschutz, wenn der Kastenstand durch Gruppenhaltung abgelöst wird. Erst haben die Grünen in den Landesregierungen gezaudert. Jetzt haben sie sich gegen die Blockade in Klöckners Agrarministerium durchgesetzt – auch dank unserer Bündnis-Kampagne.”
Schon 2015 hatte das Oberverwaltungsgericht Magdeburg geurteilt, dass es jedem Schwein möglich sein müsse „ungehindert in Seitenlage mit ausgestreckten Gliedmaßen zu ruhen, ohne dabei an ein Hindernis zu stoßen”. Der geplante Bundesrat-Entscheid wird das Magdeburger Urteil allerdings nicht erfüllen. Denn dort ist nur die Rede von „baulichen Hindernissen”, nicht aber von der Sau im Nachbarkäfig. In der Übergangszeit werden Sauen in den engen Kastenständen im LIegen mit den Beinen also weiter an das Tier im Nachbarkäfig stoßen. „Angesichts dieser Tierquälerei muss der Umbau der Ställe schnell gehen,“ so die Campaignerin. Zudem fordert sie, dass der Kastenstand auch im sogenannten Abferkelbereich ganz abgeschafft wird, wo die Sau die Ferkel säugt.
Ställe müssen schnell umgebaut werden
Lynn Gogolin-Grünberg geht noch weiter: “Die gesamte Kette in der Massenproduktion von Billigfleisch ist eine Zumutung für Tier und Mensch”. Auch durch den Corona-Ausbruch in Schlachtbetrieben des Tönnies-Konzerns in Gütersloh sind Missstände deutlich geworden. “Die letzten Jahre haben aber gezeigt, dass wir mit Freiwilligkeit hier nicht weiterkommen.”
Während Bundesarbeitsminister Hubertus Heil die Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen verbessern muss, ist auch für die Bundeslandwirtschaftsministerin die Liste lang. Zum Beispiel muss das Kastrieren der Ferkel ohne Betäubung verboten werden, lange Tiertransporte müssen tabu sein, das Gülle-Problem muss gelöst werden. “Dafür sollten wir die Landwirte, die alles richtig machen mit Geldern aus den EU- Agrar- und Fleischsubventionen belohnen.” Den entsprechenden Campact-Appell haben bereits über 270.000 Menschen unterzeichnet.