AfD-Konten auf TikTok sperren
Die AfD missbraucht TikTok, um ihre menschenverachtende Propaganda zu verbreiten. Leider mit Erfolg: Auf der Videoplattform erreicht sie Millionen. Vor allem junge Menschen sind dort den Hass-Botschaften von Rechtsextremen wie Björn Höcke oder dem AfD-Spitzenkandidaten für Europa, Maximilian Krah, ausgesetzt. TikTok lässt die Partei gewähren. Damit missachtet der Konzern seine eigenen Richtlinien.
5-Minuten-Info
Der TikTok-Algorithmus fördert vor allem zugespitzte, verkürzte und dramatisierende Inhalte – perfekt für Populist*innen. Höcke und Co. knüpfen thematisch an die Interessen junger Menschen an und nutzen so den Algorithmus aus. AfD-Europakandidat Maximilian Krah konnte allein mit einem Video mit vermeintlichen Dating-Tipps 1,4 Millionen Aufrufe generieren. Seine Kernaussage: „Echte Männer sind rechts”. Dahinter steckt viel Geld, Personal und eine Kommunikationsstrategie, die stark auf Social Media setzt. Selbst Parlamentsreden der AfD werden gezielt so formuliert, dass sich einzelne Passagen perfekt als Kurzvideos nutzen lassen.
Fast jede*r Vierte in Deutschland ist bei TikTok – darunter sind besonders viele junge Nutzer*innen, die durchschnittlich mehr als 90 Minuten am Tag auf der App verbringen. Das weiß auch die AfD: Mit populistischen Videos will sie die jungen Menschen von ihrer demokratiefeindlichen Politik überzeugen. Denn mit der Europawahl und den Landtagswahlen sind in diesem Jahr Millionen Menschen ab 16 Jahren erstmals wahlberechtigt. Und die Strategie der Rechtsextremen könnte aufgehen: Auf TikTok erreicht die AfD mit einem Marktanteil von mindestens 70 Prozent deutlich mehr Menschen als alle demokratischen Parteien zusammen.
Wie jede Social-Media-Plattform hat auch TikTok Community-Richtlinien. Auf deren Grundlage wurde 2022 bereits ein Account der AfD gesperrt. Doch die rechtsextreme Partei nutzt zahlreiche andere Accounts und kann mit diesen weiterhin ungestört ihre Hassbotschaften verbreiten. Plattformen wie TikTok sind vor allem an Werbeeinnahmen interessiert. Je länger die Nutzer*innen auf der App bleiben, desto mehr Werbeclips können ihnen ausgespielt werden. Das Unternehmen profitiert also von Inhalten, die besonders viel Aufmerksamkeit erregen – wie die menschenverachtenden und populistischen Inhalte der AfD.
Für Campact steht fest: Langfristig braucht es verbindliche gesetzliche Regelungen gegen rechtsextreme Hetze im Netz. Doch bis dahin dürfen sich die Plattformen nicht aus der Verantwortung stehlen. In den vergangenen Wochen berichteten immer mehr Medien über die AfD auf TikTok. Der Konzern sorgt sich um sein Image und hat angekündigt, verstärkt gegen Hass vorzugehen. Vor wenigen Wochen hat die Plattform einen großen Account eines Verschwörungs-Podcasts gesperrt. Wenn das Unternehmen seine Ankündigung ernst meint, muss es nun auch die rechtsextremen Accounts der AfD sperren.
In der Video-App werden kurze Clips gezeigt, die die Nutzer*innen kommentieren und liken können. Wer auf ein Video reagiert, oder auch nur ein paar Sekunden lang innehält, ohne weiter zu wischen, dem spielt der Algorithmus weitere Inhalte zum Thema aus. Nutzer*innen können die Beiträge auch selbst in eigenen Kurzvideos weiterverbreiten. Löst ein Video besonders viele Interaktionen aus, wird es von mehr Menschen in der Timeline gesehen. Erfolgreich sind oft schockierende oder witzige Clips, die Aufmerksamkeit erregen und Reaktionen hervorrufen.
„Wie die AfD Journalismus ersetzen will”, ZDF heute, 12. Februar 2024
„Geschäftsmodell Hass”, Campact Blog, 6. November 2023
„Social Media: Die digitale Dominanz der AfD brechen!”, Blätter, Februar 2024