Özdemir: Bienen retten

Freiflächen und Schutzzonen auf Feldern sind ein unverzichtbarer Lebensraum für Wildbienen, Schmetterlinge und Vögel. Eigentlich sollten die blühenden Rettungsinseln ab diesem Jahr in der Landwirtschaft Pflicht werden, nun will die EU den Plan aussetzen. Eine Katastrophe für viele gefährdete Tierarten. Über 217.000 Menschen forderten mit Campact von Agrarminister Cem Özdemir, den Tieren zu helfen und die Schutzflächen zu retten.

Eine Schutzzone für Insekten, Schmetterlinge und Co – Freiflächenw ie diese sind ein unverzichtbarer Lebensraum.

Erdhummeln brummen, Feldlerchen trillern, Distelfalter fliegen von Blüte zu Blüte. So könnte es bei uns auf den Äckern aussehen – wenn es genügend Schutzflächen an Feldern gäbe. Die EU wollte solche Oasen gegen das Sterben von bedrohten Tieren schaffen und eine Pflicht für Artenschutzzonen schaffen.

217.000 Menschen appellieren mit Campact an Özdemir

Wegen der Bauernproteste setzte die EU die Pflicht aus. Deutschland konnte eigenständig entscheiden, ob es das auch tut – Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) hatte die Chance, Artenvielfalt und Landwirtschaft wieder zu vereinen. Gemeinsam mit Greenpeace und dem NABU startete Campact einen Appell. Über 217.000 Menschen unterzeichneten und machten dem Landwirtschaftsminister klar: Er muss sich für den Artenschutz einsetzen und Vögel und Insekten vor dem Aussterben retten!

Keine Pflicht für Artenschutzflächen

Doch Özdemir knickt vor der Agrarlobby ein und streicht die Pflicht für Artenschutzflächen auf Äckern. Damit tritt er ein für ein „Weiter so“ in der Agrarpolitik – auf Kosten der Natur und der Landwirtschaft.

Mit dem heutigen Tag entfernt sich Cem Özdemir immer mehr vom zentralen grünen Ziel der Agrarwende. Der Unterschied zwischen seiner Politik und der seiner CSU-Amtsvorgänger ist kaum mehr zu erkennen. Die wichtigen Artenschutzzonen innerhalb der europäischen Gemeinsamen Agrarpolitik sollen auch in Deutschland ersatzlos ausgesetzt werden. Agrarsubventionen nur noch denen zu zahlen, die im Sinne der Gesellschaft auch für die Artenvielfalt und das Klima wirtschaften – von diesem zentralen Ansatz einer zukunftsgerichteten Agrarpolitik verabschiedet sich Özdemir. Stattdessen scheint den Bundeslandwirtschaftsminister nur noch die Angst vor neuen Protesten der Agrarlobby zu leiten.

Campact-Vorstand Christoph Bautz, 29. Februar 2024

Eine Katastrophe für Bienen, Schmetterlinge und Co. Für Campact steht fest: Wir machen uns weiter stark für den Artenschutz. Wir brauchen endlich eine zukunftsgerichtete EU-Agrarpolitik, die Naturschutz belohnt – und Gelder nicht mehr nach Größe des Betriebs, sondern nach Beitrag zum Umweltschutz auszahlt.

Campact Mehr Aktionen zu Landwirtschaft und Insektenschutz Campact kämpft für ein Verbot des Ackergifts Glyphosat und setzt sich als Kampagnen-Organisation für mehr Tierwohl, besseren Insektenschutz und eine vielfältige, bäuerliche Landwirtschaft ein. Mehr erfahren

Landwirtschaft: Aktuelles im Campact-Blog

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5-Minuten-Info: Darum ging es beim Thema Schutzflächen

Wir erleben das größte Artensterben seit den Dinosauriern. So sind in Deutschland innerhalb von rund 30 Jahren 75 Prozent aller Insekten verschwunden. Auch die Zahl an Vögeln geht dramatisch zurück. Das hat massive Auswirkungen: Ohne Insekten fehlt Vögeln die Nahrung – und in der Landwirtschaft die Bestäuber. Geht das Artensterben so weiter, brechen unsere Ökosysteme irgendwann zusammen.

Wildbiene, Schmetterling und Feldhase: In Deutschland sind viele Arten gefährdet, weil ihnen aufgrund der industriellen Landwirtschaft der Lebensraum fehlt. Ähnlich ergeht es zahlreichen Vogelarten. Da setzen die Freiflächen an – sie schaffen an Feldern einen Rückzugsort, an dem bedrohte Tierarten ungestört leben können.

Eigentlich wollte die EU für mehr Freiflächen sorgen. Der Plan: EU-Fördergelder werden daran geknüpft, dass landwirtschaftliche Betriebe Flächen für Artenschutz reservieren. Doch für 2024 will die EU diese Regelung aussetzen. Jetzt können die Mitgliedstaaten entscheiden, ob sie der EU folgen oder ob sie die Regel trotzdem umsetzen und in ihrem Land die Freiflächen vorschreiben.

Bis zum 29. Februar muss Agrarminister Cem Özdemir von den Grünen der EU-Kommission mitteilen, ob es in Deutschland in diesem Jahr eine Verpflichtung für Schutzzonen geben wird. 2023 hat er die Regelung schon einmal ausgesetzt – unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs und der ausbleibenden Weizenlieferungen. Das ist nicht mehr nötig. Damals hatte er zugesichert, dass es bei dieser einen Ausnahme bleiben werde. Jetzt muss er sein Wort halten und für die Freiflächen sorgen.

Die EU unterstützt landwirtschaftliche Betriebe mit Subventionen im Rahmen der sogenannten Gemeinsamen Agrarpolitik. Um diese Agrargelder zu erhalten, müssen Landwirt*innen bestimmte Bedingungen erfüllen – wie etwa 4 Prozent ihrer Ackerfläche stilllegen (der sogenannte GLÖZ-8-Standard). Diese Brachflächen sollen Insekten und Vögeln einen wichtigen Lebensraum bieten. 


Doch die Kommission hat die Regelung für dieses Jahr gelockert. Monate vor der EU-Wahl ist Kommissionschefin Ursula von der Leyen damit vor der Agrarlobby eingeknickt. Jetzt können die Mitgliedsstaaten selbst entscheiden, ob sie die Schutzzonen dennoch vorschreiben oder die Agrarsubventionen auch ohne Brachflächen fließen lassen.

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