Trinkwasser in Gefahr
Deutschlands Wasserversorgung wird immer unsicherer. Und Konzerne und die Klimakrise verschärfen die landesweite Wasserknappheit. Unternehmen wie Aldi und Red Bull sichern sich zunehmend Zugang zu wichtigen Wasserressourcen, oft zum Nachteil der Menschen vor Ort. Sauberes Trinkwasser ist eine lebenswichtige Ressource und ein Menschenrecht, doch sein Schutz wird immer schwieriger.
Die Auswirkungen der Klimakrise auf unser Grundwasser
Der Zugang zu sauberem Trinkwasser und eine Sanitärversorgung sind lebensnotwendige und essenzielle Menschenrechte. Das ist auch im sechsten der 17 Sustainable Development Goals bis 2030 der Vereinten Nationen (SDGs) verankert. Doch ein 2023 veröffentlichter UN-Bericht zur weltweiten Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung zeigt deutlich, dass dieses Ziel noch lange nicht erreicht ist. Im Gegenteil: Überall auf der Welt wird das Grundwasser knapp.
Der Grundwasserspiegel sinkt immer weiter
Extreme Wetterbedingungen wie große Hitze und lange Trockenperioden lassen den Grundwasserspiegel vielerorts erheblich sinken. So wirkt sich die Klimakrise auch auf unser Grundwasser aus, das für die Wasserversorgung in Deutschland enorm wichtig ist. Über 70 Prozent unseres Trinkwassers stammen aus dem Grundwasser, doch in den letzten Jahren hat sich die Situation dramatisch verschlechtert. Es klingt paradox: Denn obwohl das Extremwetter nicht nur Dürre, sondern vermehrt auch Starkregen bringt, erreicht dieser das Grundwasser oft nicht. Die heftigen Regenfälle fließen schnell ab, ohne in die Böden einzusickern, und enden in Gewässern wie Flüssen und Seen.
Aldi, Red Bull & Co. privatisieren unser Trinkwasser
In besonders betroffenen Regionen, wie Ost- und Norddeutschland sowie Bayern, wird das Wasser lokal bereits knapp, insbesondere in trockenen Sommern. Konzerne wie Aldi und Red Bull haben in diesen Gebieten mehrere Brunnen gekauft, pumpen Grundwasser ab und privatisieren die Ressource für ihren Profit. Das verschärft die Lage.
Wasser wird langfristig rar und teuer, perspektivisch gerät so die Trinkwasserversorgung in Gefahr. Über 500.000 Menschen fordern deshalb mit Campact: Hände weg von unserem Trinkwasser. Unterzeichne auch Du gegen den Ausverkauf unseres Trinkwassers.
Video: Wie Konzerne unser Trinkwasser abgraben
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In der Nationalen Wasserstrategie fehlen klare gesetzliche Regelungen
Die Industrie verbraucht in Deutschland enorm viel Wasser. Etwa die Hälfte des gesamten Wassers fließt in die Wirtschaft. Unternehmen wie RWE und BASF nutzen große Mengen Trinkwasser, während die Getränkekonzerne zusätzlich Brunnen aufkaufen. Diese Entwicklung führt zu Konflikten in der Wasserwirtschaft, zwischen der öffentlichen Wasserversorgung, der Landwirtschaft und der Industrie.
Die Bundesregierung hat zwar in einer Nationalen Wasserstrategie viele Maßnahmen zum Schutz des Trinkwassers und der Wasserversorgung vorgeschlagen. Doch es fehlen gesetzliche Vorschriften, die die öffentliche Wasserversorgung priorisieren. Unternehmen erhalten oft langfristige Entnahmerechte, die die Klimakrise und die damit einhergehende zunehmende Wasserknappheit kaum berücksichtigen.
Alle Infos im Überblick
- Trinkwasser ist lebenswichtig und durch die Klimakrise und den Zugriff von Konzernen bedroht.
- Über 70 Prozent des deutschen Trinkwassers stammt aus dem Grundwasser.
- Regionen wie Ostdeutschland und Bayern leiden besonders unter Wasserknappheit.
- Konzerne wie Aldi und Red Bull kaufen vermehrt Brunnen und gefährden die lokale Wasserversorgung.
- Die Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung bietet keine ausreichenden Lösungen.
Der Wasserverbrauch muss nachhaltiger werden
Um die Wasserversorgung in Deutschland dauerhaft zu gewährleisten, sind dringend umfassendere Maßnahmen nötig. Dazu gehören strengere Gesetze, die den Zugriff der Industrie auf Wasserressourcen einschränken und die öffentliche Versorgung priorisieren. Der Schutz unseres Trinkwassers muss im Mittelpunkt stehen, um eine nachhaltige Zukunft zu gewährleisten. Fordere mit uns den Erhalt unseres Trinkwassers als Menschenrecht!
Über 400.000 Unterschriften für Umweltministerin Lemke
5-Minuten-Info
Deutschland ist grundsätzlich ein wasserreiches Land. Aber durch den Klimawandel häufen sich extreme Wetterereignisse wie Dürren und Starkregen. Das bedeutet: Manchmal regnet es wochen- oder monatelang kaum, dann fällt wieder viel Regen auf einmal. Der ausgetrocknete Boden kann das Wasser jedoch nur schwer aufnehmen – es läuft in Flüsse oder Bäche ab, anstatt im Boden zu versickern. Infolgedessen kann sich der Grundwasserstand nicht mehr regenerieren – das wiederum führt zu regionalem Wassermangel. Da über 70 Prozent des Trinkwassers aus dem Grundwasser stammen, ist auch die private Wasserversorgung von Trinkwasserknappheit bedroht; insbesondere Ost- und Norddeutschland sowie Bayern sind davon betroffen. In den letzten Jahren hat sich Deutschland zu einer der Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit entwickelt.
Das Grundwasser ist für unser Trinkwasser von besonderer Bedeutung. Anders als das Wasser in Flüssen und Seen ist es gut vor Verunreinigungen geschützt und sichert unsere Versorgung – vor allem in regenarmen Zeiten. Fast drei Viertel unseres Trinkwassers stammen aus dem Grundwasser. Doch auch hier spüren wir die Auswirkungen der Klimakrise: In den trockenen Sommern der letzten Jahre ist der Grundwasserspiegel vielerorts deutlich gesunken; ein Trend, der sich in den kommenden Jahren voraussichtlich fortsetzen wird. In einzelnen Regionen kommt es bereits heute zu einer Rationierung der Wassernutzung und zu Verboten der Wasserentnahme aus Flüssen und Seen.
Die öffentliche Versorgung, die Landwirtschaft, aber vor allem Industrie und Firmen, die mit dem Abfüllen von Wasser Profit machen, konkurrieren um die immer knapper werdende Ressource. Recherchen zeigen, dass die Anzahl der Gerichtsverfahren rund um Nutzungskonflikte beim Wasser stark zugenommen hat. Der Grund: Derzeit gibt es keine gesetzlichen Regelungen, wer bei der Wasserentnahme Vorrang hat – Unternehmen, Landwirtschaft oder Bürger*innen. Die Bundesregierung hat die dazu die Nationale Wasserstrategie beschlossen. Die Nationale Wasserstrategie soll wasserbezogene Maßnahmen in allen relevanten Sektoren bündeln: Landwirtschaft und Naturschutz, Verwaltung und Verkehr, Stadtentwicklung und Industrie.
Die Industrie ist für die Hälfte des gesamten Wasserverbrauchs in Deutschland verantwortlich. Fossile Industrien wie die Tagebaue von Leag und RWE oder der Chemieriese BASF gehören zu den Branchen, die am meisten Wasser verbrauchen. Auch Getränkehersteller haben einen sehr hohen Wasserverbrauch. Erst kürzlich haben Aldi Nord, Red Bull und der Fruchtsafthersteller Rauch mehrere Mineralwasserbrunnen in Bayern, Hessen und Brandenburg gekauft. Zum Beispiel in Treuchtlingen, wo Aldi Nord ein großes Wasserwerk mit mehreren Brunnen übernommen hat. Auch in dieser Region sinkt der Grundwasserspiegel seit Jahren. Was dann droht, zeigt ein Blick auf die französischen Kleinstädte Vittel und Volvic. Hier pumpen Nestlé und Danone seit Jahren Wasser ab.
Das Ergebnis: Die Ortschaften trocknen aus, für die Bürger*innen gibt es nicht mehr ausreichend Wasser. Um die öffentliche Wasserversorgung sicherzustellen, muss Wasser aus Nachbarorten mit kilometerlangen Pipelines beschafft werden. Im Landkreis Lüneburg wollte der Limo-Konzern Coca-Cola einen dritten Brunnen bauen, um seine Wasserentnahme deutlich zu erhöhen. Die Bürgerinitiative „Unser Wasser“ stellte sich dagegen – denn auch der Landkreis Lüneburg ist aktuell von einem starken Rückgang des Grundwassers bedroht. Der Protest wirkte, im Jahr 2022 gab Coca-Cola seine Pläne auf. In Brandenburg will der Autohersteller Tesla selbstständig nach Wasser in der Region Fürstenwalde suchen. Das Vorhaben stößt bei Umweltverbänden auf große Kritik, denn bereits jetzt leidet die Region unter Wassermangel. Eine weitere Wasserentnahme könnte die Trinkwasserversorgung der ganzen Region gefährden. Ein weiteres Problem: Die Behörden erteilen den Unternehmen oft langfristige Entnahmerechte. Diese haben dann das Recht, bestimmte Wassermengen aus dem Boden und auch aus Flüssen und Seen zu entnehmen. Die Rechte gelten teilweise über Jahrzehnte – die Klimakrise und die zunehmende Wasserknappheit spielen dabei jedoch kaum eine Rolle.
Momentan erheben 13 der 16 Bundesländer eine Abgabe für die Entnahme von Wasser, einen sogenannten „Wassercent”. Die Bundesländer entscheiden dabei selbst über die Höhe der Entgelte. Zwar unterscheiden sich die Kosten in den einzelnen Bundesländern – doch sie sind überall sehr niedrig. In den Bereichen Wasserkraft, Landwirtschaft, Bergbau, Kühlung und Trinkwasser variieren die Preise pro Kubikmeter Wasser zwischen 0,5 und 31 Cent (das entspricht 0,0005 bis 0,031 Cent pro Liter). In Bayern, Hessen und Thüringen können Unternehmen das Wasser sogar kostenlos entnehmen. Der Braunkohlekonzern RWE etwa verbraucht für seinen Tagebaubetrieb fast 500 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr. Das entspricht 500 Milliarden Litern – etwa so viel, wie 10 Millionen Bürger*innen im Jahr verbrauchen. Hierfür zahlt RWE maximal 5 Cent pro Kubikmeter.
Die Bundesregierung will mit der Nationalen Wasserstrategie die Wasserverteilung neu regeln. Zwar heißt es darin, die öffentliche Versorgung solle Vorrang haben, doch es fehlen konkrete und strenge Vorschriften, die dies sicherstellen.
Eine nachhaltige Wasserstrategie muss sicherstellen, dass die öffentliche Versorgung von Haushalten mit Trinkwasser Vorrang hat. Es braucht gesetzliche Regeln, die garantieren, dass Unternehmen den Menschen nicht das Trinkwasser wegkaufen. Wenn Konzerne Grundwasser für ihre Profite nutzen, müssen sie dafür fair bezahlen. Die Rechte zur Wasserentnahme für Konzerne sollten verkürzt und regelmäßig überprüft werden. Nur so kann rechtzeitig auf Dürren und drohende Knappheiten reagiert werden.
Aktion zur nationalen Wasserstrategie am 15. März 2023
Tipps zum Wassersparen
Auch Du kannst mithelfen, im Alltag Wasser zu sparen, um die wertvolle Ressource und damit die Umwelt zu schützen. Schon kleine Veränderungen machen einen Unterschied – hier sind acht einfache Tipps, mit denen Du im Alltag aktiv zum Wasserschutz beiträgst:
- Geschirrspüler und Waschmaschine nur voll beladen verwenden.
- Duschen statt baden und einen Wasserspar-Duschkopf installieren.
- Waschmittel richtig dosieren, um Wasser und Ressourcen zu schonen.
- Regional, saisonal und ökologisch produzierte Lebensmittel kaufen.
- Pflanzen nur morgens, abends oder nachts gießen und dabei Regenwasser nutzen.
- Effizient gießen, nah am Boden statt auf die Blätter, und seltener, aber gründlich bewässern.
- Hinweise und Vorschriften zur Wasserentnahme aus natürlichen Quellen und Brunnen beachten.
- Auto nur in Waschanlagen reinigen.